Abschiedlich tanzen

Ballon vor Sonne welche knapp über einem weitem flachen Horizont steht

Seit ich meinen Beschluss gefasst habe, mich ab ­Februar des kommenden Jahres 2015 für neun ­Monate aus dem 5-Rhythmen-Leben zu verabschieden und mir eine persönliche Auszeit zu nehmen, befinde ich mich gefühlsmässig auf einer immer stärker werdenden Achterbahn. Einerseits plagen mich irrationale Existenzsorgen: Was wird danach sein? So viele Fragen tauchen jetzt schon auf: Wer bin ich jenseits meiner Rolle als 5-Rhythmen-Lehrer? Kann ich mit mir alleine sein, ohne die berufliche Bestätigung durch Menschen, Arbeit oder Erfolg?

Ich habe keine Antwort, stelle aber fest, wie sehr diese Unsicherheit ­eine Angst erzeugt, die ich so noch nicht kannte. Es ist fast schon unheimlich zu sehen, wieviel unbewusste Energie ich für Anerkennung oder finanzielle Sicherheit verwende.

Gleichzeitig erlebe ich genau in dieser Unsicherheit, die Zukunft nicht mehr planen zu müssen, eine erstaunliche innere Freiheit. Am meisten stelle ich dies beim Tanzen fest. Da taucht immer wieder die Frage auf: Darf sich jetzt wirklich etwas verändern? Bin ich in dieser Situation ­bereit, alles anzunehmen, was entstehen will, auch wenn es Angst macht? Aus dem Raum dieses Nicht-Wissens entsteht eine unglaublich erfrischende Kraft, die mich offen, neugierig und lebendig werden lässt. Auf einmal tanze ich mit altbekannten Menschen ganz neue und kreative Tänze, weil ich einen grösseren und entspannteren Raum zwischen uns zulasse, in dem alles sein darf. Auf einmal finde ich es sogar richtig gut, wenn der Tanzpartner meine unausgesprochenen Erwartungen an ihn nicht erfüllt und er sich mitten in einer intensiven Begegnung auf einmal abwendet oder etwas ganz anderes macht, weil er einer inneren Wahrheit folgt und nicht einem schönen Bild, das ich mir von ihm gemacht habe. Ich akzeptiere, dass ich mit meinem beschränkten Hoffen und Wünschen vieles überhaupt nicht sehen oder verstehen kann. Das Eigentliche passiert unerwartet. Ich kann manchmal nur staunen, wie das Leben seine ganz eigene Weisheit hat und jeder Versuch der Kontrolle wie ein unnötiger Krampf wirkt.

So übe ich mich in meinen letzten Anlässen, die du auf dieser Website findest, in der Kunst des Los-lassens. Es könnte ja auch dein letztes Mal sein, das du mittanzen kannst. Vielleicht macht das Lust, nochmals etwas zu riskieren bei dem einen oder anderen Anlass, oder alles zu geben beim Tanzen, weil es nichts wirklich zu verlieren gibt. Dieses Geschenk innerer Freiheit im «Abschiedlich-Leben»: das wünsche ich dir und mir…

Goodbye

Andreas