Lonely Wolf

Move outside the tangle of fear-thinking.
Live in silence.
Flow down and down
in always widening rings of being.

Rumi

Seit zwei Jahren zieht es mich immer mehr ins Allein-Sein. Das ist für mich selbst überraschend, da ich mir bis anhin kein Leben vorstellen konnte, ohne gleichzeitig auf mehreren äusseren Hochzeiten zu tanzen. Seit ich viele Aktivitäten oder Kontakte abgebrochen habe, nehme ich erstaunt wahr, wie sehr ich mich im Tun, im Reden und Denken, in den vielen alltäglichen Aktivitäten, in Beziehungen, beim Unterrichten oder selbst beim Tanzen gerne verliere. Oder besser gesagt, meinen Körper verliere. Der will einfach nur spüren. Davor hab ich immer noch Schiss, obwohl ich genau das seit 18 Jahren unterrichte.

Erst in der Stille des Allein-Seins entdecke ich eine ganz neue und doch so bekannte Lust an mir selbst und an meinem Körper: Ich tu mir gerne Gutes, meditiere und laufe viel, schwitze so oft wie möglich in meiner geliebten Sauna, gehe gerne mit mir alleine in den Ausgang oder tanze so oft es geht bei meinen LehrerkollegInnen. Und es geht tatsächlich: Ich kann mich selbst geniessen. Ich wusste 50 Jahre Jahre lang nicht, wie wohltuend das sein kann.

Und auf einmal gehe ich viel entspannter und zuhörender in einen Aussenkontakt, weil ich mir auch dort mehr zuhören kann und mit Freude wahrnehme, wie mein Körper in seinen Gefühlen reagiert. Ich bin dabei überrascht, wie oft ich innerlich eine Spannung aufbaue, weil mir ein Mensch Angst macht oder andere unangenehme Gefühle auslöst. Diese alleine wahrzunehmen, lässt sie eigentlich sofort wieder verschwinden, weil der Körper spürt, wie energieverschleissend und unnötig dieser Angst-Traum ist. Er befreit sich von selbst aus den alten einengenden Schattengriffen des Egos, sofern ich wirklich in ihm zuhause bin und ihm einfach nur zuhöre. Je mehr er die Erlaubnis hat, auch in unangenehmen Gefühlen alles zu fühlen, was kommt, desto schneller lösen sich reflexartige Abwehrmuster auf. Ich kann es manchmal immer noch nicht glauben, dass er auch in angespannten Situationen einfach nur frei atmen und im Puls des Lebens fliessen will. Wenn sich meine wild plappernden und konfusen Gedanken mit einem entspannten Körper verbinden, beruhigen sie sich und bekommen eine völlig neue Ausrichtung und Klarheit.

Bild: Andreas tanzt in Gruppe

Ich könnte das stille Allein-Sein kaum überleben, hätte ich als lonely wolf mein Rudel nicht. Ich liebe es, an meinen Anlässen immer neue Wolfsrudel zusammen zu rufen, um meine eigenen heilenden Erfahrungen zu vermitteln. Dabei fühle ich mich nicht als Lehrer, sondern eher als verwundete Seele, die nicht anders kann, als die eigene innere Heilung nach aussen in meine Anlässe fliessen zu lassen. Je mehr sich andere verwundete Seelen davon berührt fühlen, desto stärker können heilende Energien ins Fliessen kommen. Was ich dabei anleite, ist nicht so entscheidend. Eher wie verbunden ich mit mir selbst bin. Und mit welcher Präsenz jedeR TeilnehmerIn für die eigene Heilung tanzt. Das hat auch wieder eine heilende Wirkung auf mich: ein wechselseitiges Liebesspiel.

Fürs kommende Jahr habe ich mir viel tanzendes Liebesspiel vorgenommen, es jault sehr laut und und vielfältig aus meiner Wolfs-Seele.

Ich freue mich, wenn du dich gerufen fühlst.

Mit einem tanzenden Herzgruss
Andreas